Zyklusbewusstsein: Warum Frauen ihre Yoga-Praxis anders planen sollten
- Dr. Peter Poeckh

- vor 3 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Ein Gespräch mit Victoria Fandl
Viele Frauen spüren es längst: Der Körper folgt einem eigenen Takt. Trotzdem üben wir oft nach starren Plänen. Jeden Dienstag Vinyasa, jeden Donnerstag Kraft, egal wie es uns geht. In meinem Gespräch mit Victoria Fandl wird klar, wie viel leichter und zugleich wirksamer Yoga wird, wenn wir die Praxis an den Zyklus anpassen.
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Wer ist Victoria?
Victoria lebt in Ubud (Bali), unterrichtet Yoga und Embodiment und arbeitet seit Jahren mit Frauen. Ihre Kurse verbinden Körperarbeit, Atem, Achtsamkeit und das Bewusstsein für die zyklische Natur. Statt linearer Routinen setzt sie auf intuitive, kreisende, nicht-lineare Bewegungen, die besonders den Becken- und Schoßraum ansprechen.
Das Ziel: Spüren statt funktionieren
Victoria kommt – wie viele – aus einer Welt voller Leistung und To-dos. Genau deshalb betont sie heute: Es geht nicht darum, jeden Tag dasselbe Programm abzuspulen. Es geht darum, zu spüren, was der Körper gerade braucht, und die Praxis darauf auszurichten. Das ist keine Esoterik, sondern gelebte Nervensystem-Regulation: Atem vertiefen, im Körper landen, Interozeption trainieren – so wird die Matte zum Ort der Beruhigung und Selbststeuerung.
Zyklusphasen klug nutzen
Ein paar Grundlinien aus unserem Gespräch:
Menstruation (Beginn der Blutung) Zeit für Ruhe. Keine intensiven Twists, keine feuernden Atemtechniken wie Kapalabhati, keine Umkehrhaltungen. Unterstütze den Abwärtsfluss (Apana): sanfte Vorbeugen, weiche Hüftöffnungen, langes Ausatmen, Bodenkontakt. Wer hier Tempo rausnimmt, hat später im Zyklus mehr Energie zur Verfügung.
Follikelphase bis Eisprung Energie steigt. Jetzt darf es kräftiger werden: Stabilität für Schultern und Rücken, klare Standhaltungen, dynamische Flows. Wer hier bewusst Kraft und Mobilität kombiniert, profitiert doppelt – auch vorbeugend für Knie, Hüfte und unteren Rücken.
Lutealphase Feiner dosieren. Je nach Tagesform gerne erdend und rhythmisch, mit Atemfokus. Kleine Reize ja, aber ohne Überdruck. Ziel: Spannung abbauen, Schlaf und Regeneration vorbereiten.
Die 1-%-Regel Statt „alles neu“: Frag dich täglich, wo du heute 1 % zyklischer leben kannst. Eine ruhigere Einheit an Zyklustag 1, fünf Minuten Atemarbeit am Abend, ein bewusstes Nein zu Überstunden. Klein anfangen, dranbleiben.
Scham raus, Kontakt rein
Ein großes Thema: Scham und Tabus rund um Menstruation, Sexualität und den weiblichen Körper. Wer gelernt hat, „funktionieren“ zu müssen, verliert oft den Zugang zum Spüren. Victorias Ansatz: Entstigmatisierung und freundliche Aufmerksamkeit. Praktisch heißt das: Hilfsmittel verwenden, Positionen anpassen, Pausen erlauben, Erwartungen loslassen. So entsteht Raum für Wohlgefühl und langfristig auch für Beschwerdefreiheit.
Wechseljahre mitdenken
Beschwerden in der Peri- und Menopause entstehen häufig nicht „plötzlich“, sondern bauen auf Jahren auf, in denen gegen den eigenen Rhythmus gelebt wurde. Wer früher anfängt, den Zyklus zu berücksichtigen, hat später weniger Symptome. Gilt auch für alle, die meinen, sie hätten „keine Zeit“: Fünf ruhige Minuten zu Zyklusbeginn verändern oft mehr als eine volle Stunde im falschen Moment.
Konkrete Praxisideen
Menstruation: Rückenlage mit erhöhtem Oberkörper, Schmetterling mit Kissen, sanfte Cat-Cow ohne Druck, Atem verlängert aus.
Energiephase: Standserie mit Fokus auf Knie- und Hüftachse, bewusste Schulterstabilität vor Chaturanga, kontrollierte Twists.
Immer gut: 3–5 Minuten Interozeption: Augen schließen, Atem zählen, Körperpunkte wahrnehmen. Das reguliert und klärt.
Fazit
Yoga wirkt stärker, wenn er zu dir passt. Zyklusbewusstsein ist dafür ein einfacher, praktischer Schlüssel. Starte klein, beobachte ehrlich, bleib freundlich mit dir. Der Rest ergibt sich.
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